und Warum kreative Menschen besonders daran leiden
Von gut 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland sind gerade einmal 1,5 Millionen Menschen in der Kreativbranche beschäftigt. Dazu gehören die klassischen Berufsbilder wie Schauspieler:in, Musiker:in, Maler:in, Schriftsteller:in, aber auch junge Berufe wie Gamedesigner oder eher technische Ausprägungen, wie Architekt:innen.
Das Wesen der Kunst
Künstler:in wird man nicht aus Versehen. Künstler:in ist man, ganz gleich welchen Hauptberuf man ausübt. Künstler:innen gibt es unter den Buchhalterinnen genauso wie unter Mechanikern. Was diese Menschen eint, ist eine große Reizoffenheit für innen und außen. Es ist das Wesen von Künstler:innen, die Welt einmal durch sich selbst hindurchgehen zu lassen, um dann eine neue Version dieser Welt zu erschaffen. Als Künstler:in ist man dann kreativ erfolgreich, wenn man ganz bei sich ist, sich aber auch weit entfernen kann von den eigenen Begrenzungen, um etwas Bekanntes auf eine ganz andere Art zu erleben.
„Es ist lustig, weil ich ja in einem knochentrockenen Bürojob arbeite. Aber mein Herz gehört der Malerei. Dafür geht mein ganzer Jahresurlaub drauf. Wenn ich eine Ausstellung vorbereite, fühle ich mich vollständig. Allerdings kommt da auch total viel Druck.”
Diese Art zu arbeiten und zu leben, ist in einem hohen Maß beglückend. Das Gefühl beschenkt zu sein mit Inspiration, die Möglichkeit des Entdeckens, des Erschaffens, die Geistesblitze, Ideen, das Gefühl für Atmosphäre, das Glück, den richtigen Ausdruck von etwas oder für etwas gefunden zu haben: einzigartig.
Schattenseiten
Die Schattenseiten der Kreativität sind leider ebenfalls vielen kreativen Menschen bekannt. Eine Offenheit für Kritik und Zweifel, eine hohe Empfindlichkeit für Wertungen. Das wäre an sich noch gut zu schultern, wenn es sich auf das Außen beschränkte. Fatal wird es dann, wenn das Echo der Kritik, die Projektion von Wertungen übergroß und überlaut im Inneren nachhallen. Oder - dafür bedarf es dann nicht mal einer Wertung von außen - alte Glaubenssätze aktiv sind und ein nagender Selbstzweifel zum Dauerbegleiter wird.
„Ja, manchmal denke ich wirklich, dass es gut ist, was ich da mache, dass ich Talent habe, dass es vor allem irre Spaß macht. Und im nächsten Moment habe ich Angst, dass ich mir da richtig was einbilde und mich total lächerlich mache.”
Berechtigte Kritik ist doch hilfreich, oder? Wie sollen wir besser werden, wenn wir uns zufrieden geben? Und schützt einen das Zweifeln nicht auch davor, sich mit schlechter Qualität zu blamieren? Ja und nein. Natürlich gibt es auch in der Kunst Bewertungskriterien, Geschmack und persönliches Wachstum in den Fertigkeiten.
Was hilft Coaching?
Menschen, die ins Coaching kommen, haben allerdings das Problem, sich nicht mehr frei in ihrem Arbeiten zu fühlen. Weil, sobald der Prozess beginnt, das innere Störfeuer das Arbeiten torpediert. Es arbeitet sich schlechter und freudloser unter der Bedingung, dass man sich ständig selbst über die Schulter sieht und Gemeinheiten zuzischt. Da geht es nicht um objektive Maßstäbe, da werden subjektiv die allerstrengsten Regeln herausgesucht, die schärfsten Kritiker zitiert, die kleinsten Fehler angekreidet und zwar alle, die man jemals gemacht hat. Es handelt sich um ein Selbstkonzept, das sich immer wieder selbst bestätigt und damit verstärkt.
Wie soll Coaching das verändern können? Gehören diese Seiten nicht einfach zum Leben dazu? Ist das Leiden nicht ein unvermeidlicher Preis für das Glück? Nein. So funktioniert das Glück nicht und auch nicht die Kreativität. Es ist Ihr Leben. Sie dürfen wählen, auch in Ihrem Empfinden. Sie dürfen gestalten, auch die Beziehung zu sich selbst. Sie dürfen lernen, sich selbst gegenüber fair und fördernd zu bleiben.
„Das war so, wie endlich Schuhe in der richtigen Größe zu tragen, statt die viel zu kleinen von früher. Die stelle ich jetzt in den Schrank. Mein neuer Glaubenssatz gibt so viel Raum und ich habe Lust auf diesen Raum.”
Wie lange dauert es denn, eine Sache zu verändern, die schon so lange wirksam ist? Überraschenderweise gar nicht lange. Man muss da auch gar nichts "in den Griff bekommen", man löst sich vielmehr selber aus dem Griff bestimmter Überzeugungen. Das Ergebnis wird als so wirksam erlebt, dass es sich tief verankert.
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